Was ist Huforthopädie?

Huf - "Orthopädie"

Die Orthopädie ist das Fachgebiet der Medizin, das sich mit Diagnostik und Therapie von angeborenen und erworbenen Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates befasst.

Demnach bedeutet die Huforthopädie, dass auf die angeborene und erworbene Gliedmassenstellung und Belastung des Hufes Rücksicht genommen wird - eine ungleichmässige Belastung des Hufes ist in gewissem Masse natürlich! 

 

Die Huforthopädie VSHO arbeitet vorausschauend und vorbeugend, damit unphysiologische Hufzustände behoben und bestenfalls vermieden werden können und sich nicht negativ auf den Stütz- und Bewegungsapparat auswirken können.

 


Wie arbeitet der/die Huforthopäde/-in?

Die Huforthopädie berücksichtigt den kompletten aktiven und passiven Bewegungsapparat des Pferdes. 

Bei aufmerksamer Betrachtung der Hufe kann man feststellen, dass jeder Huf individuell ist und jedes Pferd diesen auch individuell unterschiedlich und ungleichmässig belastet und abläuft. Dadurch kann kein Huf in ein einheitliches Schema gepresst werden - oder in eine "optisch passende" Form gebracht werden.

 

Der Huf wird in der Standbeinphase befundet und die aktuelle Belastungssituation wird eruiert, wobei dem ganzen Pferd Rechnung getragen wird. Denn - je nachdem, wie die Belastungsverhältnisse des Körpers auf den Huf wirken, verändert sich der Huf. Dabei ist oft schwer zu sagen: Was war zuerst da - der deformierte Huf, oder die veränderte Gliedmassenstellung?

 

Ich vermeide den Ausdruck "Gliedmassen-Fehlstellung" - denn die Gliedmassen haben sich an ihre Funktion angepasst (= funktionelle Anpassung) 

 

Entsprechend der Belastungssituation wird der Huf bearbeitet, wobei ungünstige Hebelwirkungen ausgeschaltet werden.

So vermindert sich Zug und Druck auf die Lederhaut im Huf und das Pferd kann seinen Huf wieder gleichmässiger belasten. Somit wird es diesen etwas gleichmässiger abreiben/ablaufen

Dies ermöglicht in der Folge eine Entlastung aller Strukturen (Gelenke, Bänder, Sehnen).

 

Dem Huf wird durch die gleichmässigere Belastung nun auch ermöglicht, in der für ihn passenden Form vom Kronrand her nachzuwachsen. 

 

Eine abrupte oder gewollte Stellungsänderung oder Gangbildveränderung ist zu vermeiden!

Denn die Gliedmassen haben sich funktionell an die vorhandene Situation angepasst. Der Stress für die beteiligten Strukturen wäre zu gross. Dem Pferd soll ermöglicht werden, in seinem Tempo in eine physiologischere Belastung (und Gliedmassenstellung) zurück zu finden.

 

Das Pferd läuft sich in seinem Leben einen gewissen Bewegungsablauf ein. Deshalb kann die Rückführung in eine physiologischere Hufform unter Umständen mehrere Monate bis Jahre dauern, weshalb die Huforthopädin das Pferd und seine Hufe regelmässig fotografisch dokumentiert. Nur so ist eine seriöse und genaue Erfolgskontrolle möglich.

 

Der Huf soll für seinen Besitzer, also für das Pferd, ideal sein/werden, nicht fürs menschliche Auge.

 

Ein günstig belastbarer Huf verhilft zu einem physiologischen Bewegungsablauf!

Warum Barhuf?

Der Huf ist nur ein kleiner Teil des Ganzen. Er hat dennoch grosse Auswirkungen auf den Bewegungsapparat des Pferdes.

 

Einfach gesagt:

  • Schonhaltungen aufgrund unangenehmer Hufe können (über die Muskel-/Faszienketten) Probleme im Rücken, Nacken oder Becken des Pferdes generieren. 
  • Lahmheiten aufgrund lang andauernden Verspannungen im Körper können Probleme im Huf generieren.

 

Der Huf ist demnach nicht als Einzelnes zu betrachten, sondern es muss dem ganzen Bewegungsapparat mitsamt den Strukturen wie Bändern, Sehnen und Muskeln Rechnung getragen werden.

 


Dabei wirkt der Huf sozusagen als Gegenspieler des Herzens: Mit jedem Auftreten dehnt sich der Huf leicht aus und zieht sich beim Abfussen wieder zusammen. Diese "Pumpbewegung" dient dazu, das Blut durch die Beine wieder in Richtung her nach oben zurückzupumpen. 

Dies ist beim beschlagenen Huf (auch mit Kunststoff-/Gummi-Beschlägen) nur in geringem Masse möglich. Dadurch wird der ganze Huf weniger durchblutet und die Lederhaut, welche das Horn produziert, wird minderernährt, was sich auf die Hornqualität schlecht auswirken kann.

 

 

Brüchiges Hufhorn hat daher oftmals (nebst dem Stoffwechsel, welcher auch einen enormen Einfluss hat) mit mangelhafter Hufmechanik und dadurch minderdurchbluteter und minderernährter Lederhaut zu tun...